Spielräume. Szenenbilder und -bildner in der Filmstadt Babelsberg

Spielräume. Szenenbilder und -bildner in der Filmstadt Babelsberg

Forschungsprojekt am Institut für Kunst- und Bildgeschichte (HU Berlin) in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam – gefördert von der VolkswagenStiftung in ihrer Förderlinie Forschung in Museen

Frage an den Regisseur Dominik Graf: „Sie haben von 1974 bis 1979 an der Münchner Filmhochschule studiert. Bekamen Sie dort DEFA-Filme zu sehen?“ GRAF: „Überhaupt nicht, null.“
(Interview mit Dominik Graf und dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, Der Tagesspiegel, 31. Juli 2009).

Im Gegensatz zum bislang vorherrschenden Desinteresse macht sich in den letzten Jahren eine zunehmende Beachtung der mittlerweile historischen ostdeutschen Filmproduktion bemerkbar. Für einen systematischen Zugang bietet sich im Potsdamer Filmmuseum ein weitgehend ungehobener Schatz aus Beständen der DEFA-Szenenbildner an, dessen filmgeschichtliche Bedeutung noch kaum abzusehen ist. Ziel des Forschungsprojektes in Kooperation zwischen dem Filmmuseum Potsdam (Direktorin Dr. Bärbel Dalichow) und dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin (PD Dr. Annette Dorgerloh unter Mitarbeit von Marcus Becker, M.A.) ist es, dieses immense Material zu bergen und mit der Aufarbeitung der Filmszenographie der DEFA und ihres UFA-Vorläufers einen exemplarischen Vorstoß zur Klärung der Konstruktion vordigitaler narrativer Bildsequenzen im Film zu leisten. Die Untersuchung ist sowohl historisch als auch strukturell angelegt. Sie begreift die Szenographie als wesentlichen Akteur im Bildgeschehen des Films und widmet sich mit bildwissenschaftlichem Instrumentarium und Erkenntnisinteresse dem komplexen Wechselspiel zwischen den Bildwelten graphisch autonomer Entwürfe, produktionstechnisch eingebundener Zeichnungen und Modelle und den vom bewegten Blick der Kamera erfassten Bildräumen, wie sie im Film umgesetzt wurden. Das Projekt hofft, unter dieser Fragestellung auch zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Kunst- und Filmgeschichte beitragen zu können. In Promotionsvorhaben, welche die mannigfaltigen Aspekte der Entstehung und Rezeption von filmischen Bildräumen jeweils unterschiedlich gewichten, sollen Querschnitte durch das in seiner dokumentarischen Dichte filmgeschichtlich unvergleichliche Material erstellt werden, die in ihrer systematischen Vernetzung nicht nur ein Panorama der DEFA-Filmszenographie liefern sollen, sondern darüber hinaus auch den Blick auf universelle Dimensionen des Szenenbildes eröffnen werden.